Für alle Züchter, die es vielleicht noch
nicht wissen: auch Impfungen können zu Schockreaktionen führen!
So findet man z. B. bei dem Produkt Dohycat RCP (Fort Dodge)
den Hinweis unter Nebenwirkungen:
Anaphylaktische Reaktionen sind möglich.
Fevaxyn i-CHP Chlam der gleichen Firma enthält den Hinweis:
Bei anaphylaktischen Reaktionen
sollte Adrenalin intramuskulär verabreicht werden.
Im Beipackzettel zum Impfstoff Purevax RCP (Merial) liest sich
das so:
Ausnahmsweise kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen
kommen, die eine entsprechende symptomatische Behandlung erfordern.
Und die Firma Essex merkt bei ihrem Produkt Fiovax PHC
folgendes an:
Im Falle einer anaphylaktischen
Reaktion wird die Verabreichung von entsprechenden Arzneimitteln
empfohlen.
Folgende Hinweise, die man in den Beipackzetteln findet, finden
wir auch sehr interessant. So führt die Firma Essex bei ihrem Produkt
Fiovax PHC neben den Nebenwirkungen, die man bei den meisten anderen
Produkten auch findet, an:
Nach der Impfung kann es zu einer
milden, transienten (Anmerkung: vorübergehenden) Leukopenie
kommen (verursacht durch die FPV-Komponente).
Und beim Impfstoff Felidovac P der Firma Intervet findet sich
folgender Hinweis:
Die Impflinge sollten 14 Tage lang
keinen Kontakt mit kranken Tieren haben und auch nicht in verseuchte
Bestände oder Wohnungen gebracht werden.
Ob und wie weit solche Tatbestände auch auf andere Impfstoffe
zu übertragen sind, solltet ihr im Einzelfall mit eurem Tierarzt abklären.
Zu den Nebenwirkungen, die sonst noch bei den Impfstoffen
findet, die eine Parvokomponente enthalten (Für die anderen
Impfstoffe haben wir uns leider noch nicht interessiert), zählen:
vorübergehendes Fieber, Apathie, Appetitlosigkeit, zeitweilige
Schwellung der Impfstelle, leichter Schmerz an der Impfstelle,
Juckreiz, Lahmheit, Erbrechen, Durchfall.
Heute haben wir uns mit den
nachfolgenden Fragen, die uns schon länger beschäftigen, an das
Paul-Ehrlich-Institut als die zuständige Behörde für Impfsicherheit
sowie an die Firmen Merial, Intervet, Pfizer und Virbac als
Produzenten von sogenannten attenuierten Lebendimpfstoffen gegen Parvo
gewandt. Mal sehen, wer, was und wann man uns antworten wird.
Wer diese Frage auch interessant findet, kann gerne denn Text kopieren
und sich selbst an die entsprechenden Stelle wenden. Vielleicht
bekommt er ja eher eine Antwort als wir!
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich wende mich als Katzenzüchter an Sie, da Sie sogenannte
Lebendimpfstoffe gegen Parvo für Katzen produzieren bzw. für deren
Zulassung zuständig sind.
Folgende Fragen beschäftigen mich seit einiger Zeit:
Dürfen tragende Katzen zusammen mit frisch gegen Parvo geimpften
Katzen zusammen gehalten werden, wenn es sich bei dem Impfstoff um
einen sogenannten attenuierten Lebendimpfstoff handelt, oder müssen
tragenden Katzen separiert werden? Wie hoch ist der Infektionsdruck,
der von frisch geimpften Katzen ausgeht? Wie stabil ist das Impfvirus,
das heißt, wie lange überlebt es außerhalb der Katze?
Hintergrund meiner Frage sind folgende Tatbestände:
1.- In den Produktinformationen zu den attenuierten Lebendimpfstoffen
findet man den Hinweis, dass sie nicht bei trächtigen Katzen
angewandt werden sollen. Hintergrund dafür dürfte die Tatsache sein,
dass die Impfviren, genauso wie das normale Parvovirus, über die
Plazenta zu den Welpen gelangen und eine zerebelläre Hypoplasie
hervorrufen können.
2.- Mit einem attenuierten Lebendimpfstoff behandelte Katzen scheiden
das Impfvirus wie das normale Parvovirus aus, da das Impfvirus, bis
auf die krankmachenden Eigenschaften, sich genauso verhält wie das
normale Virus. Eine Infektion einer anderen Katze mit dem Impfvirus
ist demnach genau so möglich, wie es bei einer normalen Infektion möglich
wäre.
In ihrer Dissertation "Die feline Panleukopenie – Eine
retrospektive Studie" (München, 2004) schreibt Karin Horlacher
über die Folgen einer Parvoinfektion bei trächtigen Katzen:
"Eine Infektion im frühen Stadium der Trächtigkeit (1. Trimenon)
kann einen fötalen Tod und Resorption oder die Geburt mumifizierter Föten
bewirken (GILLESPIE & SCOTT, 1973). Erfolgt die Infektion zu einem
späteren Zeitpunkt der Gravidität kommt es zur Geburt lebender
Welpen mit unterschiedlichem Schädigungsgrad des sich spät
entwickelnden neuralen Gewebes. Das FPV kann unterschiedliche Veränderungen
bei Welpen des gleichen Wurfes bewirken (KILHAM et al., 1967). Einige
Welpen sind manchmal nicht betroffen, entweder durch angeborene
Resistenz, oder durch erworbene maternale Antikörper, können aber in
einzelnen Fällen das Virus für acht bis neun Wochen latent in sich
tragen.
Bei einer Infektion mit FPV in der pränatalen oder frühen neonatalen
Entwicklung können das zentrale Nervensystem (einschließlich des
Zerebrums), der Nervus opticus oder die Retina betroffen sein (GREENE,
1998a). Am häufigsten treten Läsionen des zentralen Nervensystems
und Schädigungen des Zerebellums auf, da sich bei Katzen das
Zerebellum während der späten Gravidität und der frühen neonatalen
Perioden entwickelt. Die Virusreplikation in den Purkinjezellen des
sich entwickelnden fetalen Kleinhirns führt zur Kleinhirnhypoplasie
und daraus resultierend zum Krankheitsbild der felinen Ataxie (CSIZA
et al., 1971d). Während der Entwicklung der Hirnhäute kommt es dann
zu einer Reduktion und Verformung der Zellschichten. Dies kann auch
noch bei einer postnatalen Infektion bis zum Alter von neun Tagen
geschehen. Danach aber ist die mitotische Aktivität der Körnerzellschicht
reduziert (CSIZA et al., 1971d; GILLESPIE & SCOTT, 1973).
Bei einer früheren intrauterinen Infektion können andere Läsionen
des zentralen Nervensystems entstehen. Dazu zählen Läsionen des Rückenmarks
und des Zerebrums, schließlich Hydrocephalus, Hydrancephalie, sowie
Abnormalitäten der Sehnerven und der Retina (GREENE, 1998a)."
Horlacher weist wohl darauf hin, dass "Das Krankheitsbild der
felinen Ataxie wird immer seltener beobachtet, da die meisten Kätzinnen
einen adäquaten Antikörper-Titer gegen FPV besitzen, wodurch es
selten zu einer Infektion während der Trächtigkeit oder frühen
postnatalen Phase kommt (SCHATZBERG et al., 2003)."
Aber selten heißt nicht unmöglich. Und wenn das Impfvirus sich wie
das normale Parvovirus verhält, besteht unter Umstände die Gefahr,
dass eine trächtige Katze, die sich mit dem Impfvirus über andere
Katzen infiziert, Kitten mit den gleichen Schäden zur Welt bringen
kann.
Da Sie als Produzent attenuierter Lebendimpfstoffe gegen Parvo für
Ihr Produkt die Zulassung erhalten haben bzw. Sie die Zulassung
erteilt haben, werden Sie sich ja wohl mit dieser Thematik auseinander
gesetzt haben und mir meine Frage kurzfristig beantworten könne.
Zurzeit muss ich davon ausgehen, dass keine Gefahr für trächtige
Katzen von frisch geimpften Katzen ausgeht, da ein entsprechender
Hinweis in den Beipackzetteln nicht zu finden ist.
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